Zunächst stelle ich Vergleichsergebnisse (Teil 1) vor, bevor ich einige prototypische Stressoren im Detail darstelle (Teil 2). Angaben zu Testsystem und -ablauf folgen im Text, zusammenfassend und ausführlicher dann ganz am Ende (Teil 3).
1.1 Temperatur-Vergleich:

Das Diagramm zeigt den Mittelwert der CPU-Temperatur nach 30min Belastung durch den jeweiligen Stressor zusammen mit dem Modalwert. Der Modalwert ist übrigens der häufigste gemessene Wert.
Die Abkürzungen der Y-Achse stehen für alle getesteten Programme:
- BurnMax = BurnMax
- BurnK7 = auf den Athlon optimiertes Modul von CPUburn
- BurnP6 = CPUburn-Modul für Intel PentiumPro, PentiumII&III und Celeron
- P95 In-pl lFFT = Primzahlen-Cruncher Prime95 (Ver. 23.7.1), "Torture Test" im Modus "In-Place large FFTs"
- CPUburnIn = CPUburnIn 1.01
- P95 Blend = Prime95 Torture Test im Modus "Blend"
- P95 sFFT = Prime95 Torture Test im Modus "Small FFTs"
- StressCPU = StressCPU
- 3Dmark2001SE = Ihr dürft mal raten

- WinTR n! = Berechnung der Fakultät von 1.000.000.000.000.000! mit dem Windows-Taschenrechner
- Realstorm = Raytracer Realstorm Bench 2004
- PiFast = Pi-Cruncher PiFast 43
- BurnMMX = Ein weiteres Modul aus CPUburn, optimiert auf alle CPUs mit MMX
- Sandra2003 = Sisoftware Sandra Standard 2003
- Totaltest = Fraktale-Generator Totaltest 1.0
- SETI = Rio's SETI-Bench
- SuperPI = veralteter Pi-Cruncher Super PI Ver1.1e
- MBM Heatup = einfacher Heizer aus dem Motherboard Monitor-Package
- Tw4U_Toaster = Tweakers4U-Toaster 2.0
Sieht man sich die durchschnittlichen Temperaturen und v.a. auch den Modalwert an, wird rasch deutlich, welches Stress-Programm dem P4 am stärksten einheizte: BurnMax führt den Vergleich deutlich an. Dieses unbekannte, unkommentierte Tool eines unbekannten dänischen Meisters kann - obwohl im Vergleich zu Veteranen wie SuperPi oder BurnMMX geradezu taufrisch - inzwischen leider nicht einmal mehr irgendwo offiziell heruntergeladen werden. Da der Autor die Weiterverbreitung nicht weiter reglementierte, stelle ich es selbst zum Download bereit (s. Link in der Liste).
Von der Kerntemperatur darf man annehmen, dass sie indirekt die Belastung einer CPU spiegelt. Interessant sind obige Ergebnisse aber vor allem für jene, die die Leistungsfähigkeit ihrer Prozessorkühlung auch für extreme Situationen sicherstellen wollen. Weder das übliche Prime95, noch das früher hier so beliebte BurnMMX, und schon gar nicht SETI vermögen dabei die Grenzen so gnadenlos auszuloten, wie der Nobody BurnMax es schafft.
1.2 Vergleich der CPU-Last:
Das nächste Diagramm benötigt eine Einführung:
Gleichzeitig mit der Messung von Temperatur, Vcore und anderen hardwareseitigen Kennwerten wurde im 1-Sekunden-Rhythmus die tatsächliche Prozessorauslastung protokolliert. Wie intensiv eine CPU durch bestimmte Prozesse ausgelastet ist, teilt bekanntlich schon der Windows Task-Manager (Win2k/WinXP) mit. Auch MBM offeriert einen entsprechenden Sensor, der offenbar schlicht die Windows-Werte durchstellt. Leider wertet Windows jedoch auch die vielen unproduktiven Wartezyklen als Last, die moderne Prozessoren während der Abarbeitung eines Threads einzulegen gezwungen sind (vgl. M. Withopf, Virtuelles Tandem, c't 24/2002). So kommt es, dass der Task-Manager mit seiner Anzeige der CPU-Nutzung doch erheblich übertreibt.
Das c't-Tool PerfWatch beschreitet da einen direkteren Weg: Es liest spezielle CPU-Register aus, die Intel mit der Netburst-Architektur (P4, Xeon) realisierte, die so genannten Performance-Counter. Für seine Anzeige der CPU-Last wertet es die Anzahl abgeschlossener Mikro-Operationen ("µops-retired") je Taktzyklus aus.
Die mir vom Autor Matthias Withopf auf meine Anfrage dankenswerter Weise übersandte fortentwickelte Version 1.3 erlaubt per Befehlszeilenparameter nun auch das Mitschneiden der Ergebnisse. Wie stark sich die Angaben zur CPU-Last zwischen PerfWatch vs. Windows Task-Manager unterscheiden, zeigt ein Beispiel: Auf nachfolgender Abbildung lastet das Testprogramm für den Arbeitsspeicher MemTest die CPU laut PerfWatch zu maximal 9% aus, während der Task-Manager durchgängig volle 100% verzeichnet.

Nun also zum Vergleich der CPU-Last unter verschiedenen Stressoren:

Die Balken zeigen hier wieder den jeweiligen Mittelwert nach 30min Belastung. Zusätzlich wird mit begrenzten Linien, die symmetrisch um den Endpunkt eines Balkens angeordnet sind, die Standardabweichung s veranschaulicht. Dieses Streuungsmaß hilft zu unterscheiden zwischen Stressoren, die die CPU relativ gleichmäßig belasten (s = niedrig) und solchen, die das Testsystem durch häufig und/oder stark wechselnde Last beanspruchen (s = hoch).
Grob könnte man also zwei Gruppen von Stressoren unterscheiden: "brachiale Dauerquäler" wie etwa BurnMax oder CPUburn und mehr oder minder "fiese Stichler" wie der ja regelmäßig kurz pausierende 3dMark oder die beiden Pi-Cruncher oder der Toaster der Tweakers4u. "Dauerquäler" dürften dabei meines Erachtens am schnellsten eine unzureichende Spannungsversorgung, unzureichende Kühlung oder Fehler im Cache-/Ram-System aufdecken. Die "Stichler" dagegen, die ja allesamt keine berauschende Spitzenbelastung erreichen, sollten v.a. schwachbrüstige Spannungsregulatoren des Mainboards entlarven helfen, v.a. in overclockten Systemen. Aber zur Interpretation der Ergebnisse gibt es hier sicher versiertere und ganz bestimmt tiefschürfende Techniker

1.3 Einfluss auf die Vcore:
Nachfolgendes Diagramm zeigt den Einfluss der Stressoren auf die Vcore. Betrachtet es als kleines Extra, das nur am Rande mit dem Thema zu tun hat. Ich beoabachtete den Effekt bei allen meinen bisherigen Mainboards, die über entsprechende Sensoren verfügen: je höher die Last, umso niedriger die Vcore. Asus-Boards sagt man nach, dass dieser Zusammenhang dort besonders deutlich werde - und in der Tat baute das Testsystem hier ja auf einem ASUS P4PE auf.

Auch hier zeigt der CPU-Schocker BurnMax neuerlich seine Zähne. Neben dem niedrigsten Mittelwert, trotzte er dem P4PE ein Unterschreiten der auf 1,525V eingestellten Vcore ab: Lediglich BurnMax und Prime95 (Modi Blend und In-pl lFFT) provozierten kurzzeitig absolute Minima von 1,50V...
Man darf wieder spekulieren: Macht womöglich die gegenüber anderen Fabrikaten gewöhnlich kleiner dimensionierte und weniger aufwändig gestaltete Spannungsregelung der ASUS-Boards ihr immer wieder beobachtetes deutliches Overvolting der CPU im Ruhezustand notwendig?
/edit: Habe die beiden Vergleichsdiagramme zu Temperatur und CPU-Last aktualisiert, da sich einige Zahlendreher eingeschlichen hatten. Naja, ist offenbar niemandem aufgefallen.
